Übergabe durch Hermann-Josef Wielpütz
Das 100jährige Vereinsjubiläum der St. Cunibertus Schützen-Bruderschaft (St. Kunibertus Schützengesellschaft) wurde im Jahre 1948, dem Jahr der Währungsreform, wieder in der neu hergerichteten und aufgebauten Schützenhalle gefeiert.
Da gemäß einem strengen Verbot der alliierten Besatzungsmächte nicht geschossen werden durfte, war man erfinderisch und benutzte zunächst ein Glücksrad, um einen neuen Schützenkönig zu ermitteln. Das Glückslos fiel damals auf Phillip Fischer, der der erste Schützenkönig der Jahre 1946 bis 1948 der Gesellschaft nach dem Kriege wurde.
Er hat die Königswürde 2 Jahre innegehabt. Das Glücksrad zur Findung des Schützenkönigs war jedoch keine befriedigende Lösung für eine Schützengesellschaft und da das Schießverbot noch weiterhin bestand, lies man sich bei den Kunibertusschützen etwas einfallen. Zwei Armbrustwaffen wurden durch den damaligen Kunibertusschützen und Stellmachermeister Hermann Vieth, dem Großvater von Hermann-Josef Wielpütz, gebaut. Ab dem Jahr 1948 wurde dann mit einer Armbrust am Schützenfest der damaligen St. Cunibertus Schützen-Bruderschaft auf den Königsvogel geschossen und somit der neue Schützenkönig ermittelt.
Die Armbrustwaffe war ein Zusammenbau aus alten ausgedienten Wagenfedern, wie sie zum Beispiel an einem leichten Kutschwagen verbaut wurden und dem nötigen Auslösemechanismus. Zum Spannen wurden kräftige Männer für die 150 cm langen Bögen gebraucht.
Rudolf Axer - Schützenkönig 1948 mit der Armbrust
Einer der ersten Bewerber für den Schützenkönig anlässlich des Schützenfestes im Jahr 1948, der den Vogel mit der Armbrust abschießen wollte, war eigentlich Rudolf Axer, aber Rudolf Axer war damals noch keine 19 Jahre alt und so bekam er den väterlichen Rat bzw. die Weisung, er dürfe zwar auf den Vogel schießen, aber nicht treffen. Gesagt, getan, Rudolf Axer legte an, machte einen Zielfehler (genau ins Ziel!) und schon war der Vogel unten.
Königsorden Rudolf Axer
So wurde Rudolf Axer als fast 19-jähriger Schütze im Jahr 1948 der erste Armbrustschützenkönig der Gesellschaft.
Der Enkel des Erbauers, Hermann-Josef Wielpütz, übergab die Armbrust anlässlich des Patronatsfestes
an Präsident Jakob Schmitz und Schützenkönig Alexander Schorn
Eine dieser einfachen, nunmehr über 60 Jahre alten und selbstgebauten Armbrustwaffen, die für die Gesellschaft Schützengeschichte geschrieben haben, ist nun seit einigen Tagen wieder in dem Besitz der St. Kunibertus Schützengesellschaft.
Die Armbrust - ein Stück grüne Nachkriegsgeschichte
Text + Bilder: Werner J. Martens