Für Glaube und Heimat
125 Jahre St. Kunibertus Schützengesellschaft - ein Jubiläum, das in aller Deutlichkeit verrät, weshalb die Gründung erfolgte - 1848 Aufbegehren gegen Recht und Ordnung forderte Schutz für Glaube und Heimat. Damals mußten Schloß und Kirche vor Zerstörung durch Fanatiker jener Zeit geschützt werden. Im Gründungsprotokoll ist dieser Auftrag an die Kunibertus-Schützen als Hauptaufgabe festgehalten.
Das freudige Ereignis wurde im Zusammenhang mit dem Bezirksschützenfest des Verbandes Erftstadt gefeiert. Jörg Reichsfreiherr von Holzschuher, Protektor der Kunibertus-Schützen, hatte die Schirmherrschaft über die Gesamtveranstaltung übernommen. Der traditionelle Festkommers und das in diesem Jahre besonders prächtige Feuerwerk zu Ehren von König Matthias Wildenburg muste aus Gründen der Programmfülle der kommenden Tage bereits auf den Freitagabend vorverlegt werden. Im völlig renovierten eigenen Schützenhaus begrüste Präsident Reiner Schneider viele Freunde und Gönner der Gesellschaft. Bei dieser Zusammenkunft wurden Franz Buschwald für 65jährige, Toni Schwegeler und Johann Kranz für 40jährige Mitgliedschaft geehrt. Die weiblichen Mitglieder überreichten eine aus ihrem Kreis gestiftete neue Reiterstandarte, die beim Gymnicher Ritt mitgeführt werden soll. Eine Abordnung des auf Schloß Gymnich weilenden Bundeswehr-Wachbataillons überraschte mit einer Exerzierübung. Der Jubiläumsball am Samstagabend wurde zur guten Unterhaltung durch Darbietungen bekannter Künstler.
Um 5 Uhr in der Sonntagsfrühe klangen die vertrauten Weisen des musikalischen Weckens durch den Ort. Die altehrwürdige Pfarrkirche war dicht gefüllt mit Schützen und Gästen, als Präses Pfarrer Keyers das Jubelamt zelebrierte. Bei einem anschließenden Empfang übermittelten Bundesschützenmeister Dr. Eßer, Landrat Blass, Oberkreisdirektor Dr. Becker, Vertreter aus Rat und Verwaltung, die Brudermeister der Erftstadt-Schützenbruderschaften und befreundeten außerbezirklichen Schützenvereinigungen sowie die Abordnungen aller Ortsvereine ihre Glückwünsche. Bei diesen Ansprachen lag die Betonung immer wieder auf dem Wirken christlichen Schützentums aus der Verpflichtung seines Wahlspruches. Ein imposanter Festzug von einmaliger Farbenpracht zog am Nachmittag durch den fahnengeschmückten Ort. Eine friedliche Demonstration im Geiste brüderlichen Zusammenwirkens. Durch gutes Wetter begünstigt, herrschte auf dem Festplatz großes Gedränge. Hier war gute Unterhaltung durch ein Platzkonzert und reichlich Gelegenheit, Treffsicherheit beim Schießwettbewerb zu zeigen.
Montagsmorgens gedachten die Kunibertus-Schützen mit den Pfarrangehörigen der Verstorbenen. Nach der Meßfeier war im Schützenhaus gemütliches Beisammensein. Um 16 Uhr klang nochmals Marschmusik durch den Ort. Die Schützen zogen nach dem Festzug zum Schießplatz. Dort war bei musikalischer Unterhaltung wieder Gelegenheit, am Schießwettbewerb teilzunehmen. Nach einer Stunde begann das Königsvogelschießen. Hier blieb der Kampf spannend, bis Präsident Reiner Schneider den Glücksschuß abfeuerte. Groß war die Freude, daß der Chef nun auch erster Repräsentant der Gesellschaft - wenigstens auf Jahresfrist - ist. Helmut Schorn holte sich die Würde des Jungkönigs. Beim Krönungsball, an dem auch der Gesellschafts-Protektor teilnahm, wurde in feierlicher Form die Königsproklamation vorgenommen, bei welcher festzustellen war, daß sich nicht nur die Schützen freuten, daß ein verdienstvolles Mitglied zu der hohen Ehre kam. Endgültiger Abschluß der 125-Jahr-Feier war eine Zusammenkunft am Dienstagnachmittag. Hier wurde Rückblick gehalten über den Verlauf des Festes. Allgemein war die Überzeugung, daß dieses Ereignis lange in bester Erinnerung bleiben wird. Dafür wurde dem Festausschuss gedankt, besonders aber dessen Vorsitzenden Johannes Kranz, der unermüdlich bei den Vorarbeiten gewirkt hatte.
Text: "Der Schützenbruder", Ausgabe September 1973