Reiter- und Pilgertradition in Gymnich

784. Gymnicher Ritt

Zum Gymnicher Ritt, der sehr traditionsbehaftet ist, hat die Gymnicher Bevölkerung über die Jahrhunderte hinweg eine starke Verbundenheit entwickelt. War es früher die starke Abhängigkeit vom Schloss und dessen Traditionen, so wurden die Gepflogenheiten der geistlichen Rituale und der weltlichen Feiern später mit einem hohen Grad an Selbstverständnis in die Gymnicher Bevölkerung eingebunden. Himmelfahrt, der Gymnicher Ritt und Besucher im Dorf sind auch in der heutigen Zeit untrennbar miteinander verbunden. Es war immer guter Brauch, dass die Gymnicher an Himmelfahrt Familienbesuch eingeladen haben. So war es in den vergangenen Jahren nicht unmöglich, dass sich die Einwohnerzahl des Dorfes an diesem Tage fast verdoppelte.
Der strahlende Sonnenschein in diesem Jahr tat ein Übriges dazu, Gymnich war schlichtweg von den Besuchern "belagert".

Neben dieser Familientradition ist es besonders erfreulich, dass die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen der Schützengesellschaften zugenommen hat. An der Reiterprozession reihten sich in diesem Jahr 228 Pferde und 6 Kutschen ein und an der Fußprozession bildeten fast 400 Pilgern einen langen Pilgerzug. Wie ein endloser Lindwurm bewegte sich der lange Pilgerzug wieder über die ca. 10 Kilometer lange Strecke um die Gemarkung von Gymnich herum.
Die heilige Kreuzpartikel soll von Johann von Gimnich im Jahre 1456 aus dem heiligen Land nach Gymnich gebracht worden sein und der Sage und Überlieferung nach, soll in dem Partikel einen Holzspan des Kreuzes Jesus sein. Von dem Präsidenten der St. Kunibertus Schützengesellschaft wird das Partikel der Prozession übergeben und segnend mitgeführt.

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Präsident Jakob Schmitz mit dem Kreuzpartikel und den Kunibertus Majestäten

Das behutsame Heranführen der jungen Leute an diese sehr alte Tradition kann also in der heutigen Zeit doch gelingen. Auch wenn die Aussagen aus der Überlieferung und Sagen zu dem Gelöbnis des Arnold von Gymnich in der modernen Zeit langsam verblassen, so ist die Einbindung des Gymnicher Nachwuchses in die Pflege des Gymnicher Rittes und damit auch in langjährigen Familientraditionen, deutlich erkennbar. Vater P.-J. Kranz mit Sohn Markus Kranz und Peter Schmitz reiten seit Jahren an der Spitz der Fußgängerprozession, die in diesem ca. 400 Pilger mitmachten.

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Drei Pferde führen die Fußgängerprozession an

Weniger eine Dankprozession hat sich über die Jahrhunderte entwickelt, als vielmehr eine Bitte für eine künftige gute Ernte, der persönlichen Gesundheit und für ein friedliches Miteinander auf dieser Welt. Dafür setzt sich unsere Jugend auch auf einem Pferderücken ein oder machte sich auch auf Schusters Rappen auf den Pilgerweg.

Der 784. Gymnicher Ritt war auch in diesem Jahr wieder ein großes Familien- und Volksfest in den Straßen und Häusern von Gymnich. Maßgeblich beteiligt an einem bunten und unvergesslichen Bild waren wieder die beiden großen Schützengesellschaften des Ortes, die St. Kunibertus Schützengesellschaft und die St. Sebastianus Bruderschaft. Ein prachtvoller Abschlussgottesdienst zum Ende der diesjährigen Reiterprozession wurde auf dem Rittplatz gefeiert.

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Gottesdienst am Rittplatz

Text + Bilder: Werner J. Martens