783. Gymnicher Ritt
Der Gymnicher Ritt, der sehr traditionsbehaftet ist, hat über die Jahrhunderte hinweg in den Gymnicher Familien eine starke Verbundenheit mit dieser Reiterprozession entwickelt. War es früher die starke Abhängigkeit vom Schloss und dessen Traditionen, so wurden die Gepflogenheiten der geistlichen Rituale und der weltlichen Feiern später mit einem hohen Grad an Selbstverständnis in die Familien eingebunden. Himmelfahrt, der Gymnicher Ritt und Familienbesuche sind auch in der heutigen Zeit untrennbar miteinander verbunden. Es war immer guter Brauch, dass die Gymnicher an Himmelfahrt, Familienbesuch eingeladen haben. So war es in den vergangenen Jahren nicht unmöglich, dass sich die Einwohnerzahl an diesem Tage fast verdoppelte.
Die Familien von Peter Josef Schorn und Jürgen Schorn erleben schon seit einigen Jahren, dass nunmehr drei (3) Generationen dieser Familie den Gymnicher Ritt auf dem Rücken eines Pferdes und in den Uniformen der St. Kunibertus Schützengesellschaft mitgestalten.
So ist Peter Josef Schorn, der auch Rendant der St. Kunibertus Schützengesellschaft ist, schon im Jahr 1958 seine ersten Reiterprozession mitgeritten. Sein Großvater Peter Inden, der auch über viele Jahre Königsadjutant der grünen Schützen war, führte ihn schon frühzeitig in die "Geheimnisse" des Reitens und damit in die Tradition des Gymnicher Rittes ein. In diesem Jahr, beim 783. Gymnicher Ritt sitzt Peter Josef Schorn also schon zum zweiundfünfzigsten (52.) Mal auf dem Rücken eines Pferdes.
Drei Generationen der Schorn's beim Gymnicher Ritt
Bei diesem Vorbild ließ es sich sein Sohn Jürgen Schorn, Hauptmann und diesjähriger König der St. Kunibertus Schützengesellschaft, nicht nehmen, in die Reiterfußstapfen seines Vaters zu treten. Jürgen Schorn reitet seit 1980 in der Prozession mit, also auch schon seit 30 Jahren. Mit seiner heute fast 12-jährigen Tochter Alina Schorn beginnt nun die 3. Generation der Schorn's, diese Familientradition fortzusetzen. Alina hat im Jahr 2007 zum ersten Mal die gesamte Reiterprozession, also den Gymnicher Ritt, auf dem Rücken eines Pferdes verbracht. Alle Drei haben sich zwischen dem 11. und 12. Lebensjahr den Pferden und damit auch dem Gymnicher Ritt zugewandt. Neben dieser Familientradition ist es besonders erfreulich, dass die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen der Schützengesellschaften, sowohl an der Reiter- als auch an der Fußgängerprozession in den letzten Jahren zugenommen hat.
Das behutsame Heranführen der jungen Leute an diese sehr alte Tradition kann also in der heutigen Zeit doch gelingen. Auch wenn die Aussagen aus der Überlieferung und Sagen zu dem Gelöbnis des Arnold von Gymnich in der heutigen modernen Zeit langsam verblassen, so ist die Einbindung des Gymnicher "Nachwuchses" in die Pflege des Gymnicher Rittes und damit auch in langjährigen Familientraditionen, deutlich erkennbar.
Weniger eine Dankprozession hat sich über die Jahrhunderte entwickelt, als vielmehr eine Bitte für eine künftige gute Ernte, der persönlichen Gesundheit und für ein friedliches Miteinander auf dieser Welt. Dafür setzt sich unsere Jugend auch auf einem Pferderücken ein oder macht sich auch auf "Schusters Rappen" auf den Pilgerweg.
Grüne Spitze der Prozession
Die jungen Leute, die teilnehmen, lassen eine deutliche Begeisterung für den Ablauf dieser geistlichen Prozession erkennen.
Der 783. Gymnicher Ritt war auch in diesem Jahr wieder ein großes Familien- und Volksfest in den Straßen und Häusern von Gymnich. Wie ein endloser Lindwurm bewegte sich der lange Pilgerzug wieder über die ca. 10 Kilometer lange Strecke um die Gemarkung von Gymnich. Maßgeblich beteiligt an einem bunten und unvergesslichen Bild waren wieder die beiden großen Schützengesellschaften des Ortes, die St. Kunibertus Schützengesellschaft und die St. Sebastianus Bruderschaft.
Präsident Jakob Schmitz
Ein prachtvoller Abschlussgottesdienst zum Ende der diesjährigen Reiterprozession wurde auf dem Rittplatz gefeiert.
Text + Bilder: Werner J. Martens